Das Studentenleben hat viele Vorteile, doch üppige Finanzen gehören meist nicht dazu. Auch wenn du als Absolvent und Berufseinsteiger noch so einiges aus deiner Zeit an der Uni vermissen wirst, das Knapp-bei-Kasse-sein wird sicher nicht dazugehören. Dabei gibt es jetzt schon einige Möglichkeiten, wie du als Student Finanzen nicht nur gut überblickst, sondern auch besonders klug mit deinem Geld umgehst.
Typische Fehler vermeiden
Beim Umgang mit Geld lauern ein paar typische Fehler, die sich jedoch durchaus vermeiden lassen.
1. Ansehnlicher Verdienst führt oft zu mehr Ausgaben
Als Student mit einem lukrativen Studentenjob oder als Absolvent und Berufseinsteiger steigen deine Ansprüche. Wenn du jetzt nicht mehr jeden Cent vor dem Ausgeben zweimal Umdrehen möchtest, dann ist das in einem gewissen Rahmen absolut in Ordnung. Schließlich hast du selbst für dein Geld gearbeitet und entscheidest selbst darüber, wie du es verwendest. Dabei musst du zwar nicht immer zurückhaltend sein, doch es kann passieren, dass du dauerhaft tendenziell zuviel ausgibst.
Dieses Phänomen wird manchmal auch als „Verschwendungsirrtum“ bezeichnet und zeigt, dass man sich an höhere Einnahmen ganz schnell gewöhnt. Plötzlich ist es nicht mehr so wichtig, ob zum Beispiel die coolen Sneaker schon reduziert sind oder nicht, oder ob du dir regelmäßig deinen Coffee-to-go in dem etwas teureren Café besorgst, weil das so bequem auf dem Weg zu deiner Arbeit liegt.
Binnen weniger Monate ist das Ausgabenniveau entsprechend gestiegen. Dann ist es wichtig, dass du dir deinen veränderten Umgang mit Geld bewusst machst. Auf diese Weise kannst du ganz leicht Sparpotenziale zentdecken und auch (wieder) ausschöpfen.
Schon gewusst?
Das Einstiegsgehalt von Absolventen liegt zwischen 35.000 und 61.000 € (Quelle: Statista, Stand: 2023).
2. Nicht langfristig genug planen
Als Student Finanzen für die Zukunft planen ist sicher nicht das spannendste Thema. Auch beim Übergang ins Berufsleben gibt es wahrscheinlich viele Dinge, die dir wichtiger sind. Doch zeitig einen Blick in die ferne Zukunft zu werfen, kann nicht schaden. Denn selbst ein gutes Gehalt heute garantiert dir in etwa vierzig Jahren noch keine ansehnliche Rente. Vielleicht gehört auch Wohneigentum zu deinen – möglicherweise noch nicht sehr präzisen – Zukunftsvorstellungen. Je früher du dafür mit deinen Finanzen planst, umso besser.
3. Auf Tücken in Finanzprodukten reinfallen
Finanzprodukte sollen dir eigentlich helfen, aus deinem eigenen Kapital mehr rauszuholen. Doch hier ist Vorsicht geboten: Oft lauern beim Vertragsabschluss Tücken, die am Ende unnötige Ausgaben erzeugen. Dazu gehören beispielsweise unnötige Versicherungen für Studenten.
Haushaltsplan als Student: Mit dem eigenen Budget sinnvoll wirtschaften
Gerade wer das erste Mal mit den eigenen Finanzen plant, braucht dafür eine verlässliche Methode. Wenn du als Student einen Haushaltsplan führst, kannst du mit deinem monatlichen Budget optimal wirtschaften. So geht’s:
1. Fixe Ausgaben als Kostenbasis
Die festen Ausgaben sind die, die monatlich in einer planbaren Höhe anfallen. Dazu zählen Miete, Telefon und Internet, Auto, eventuelle Kredite, Streamingdienste etc. Alle Kosten, die regelmäßig jeden Monat von deinem Konto abgehen, sind fixe Ausgaben. Du kannst diese einmalig ermitteln und diesen Betrag gedanklich „blocken“.
Kostenpunkt | Betrag |
---|---|
Miete | 650 € |
Strom | 70 € |
Telefon, Handy, Internet | 100 € |
Versicherungen | 80 € |
Gesamt | 900 € |
In diesem Beispiel fallen monatlich fixe Kosten von 900 € an. Ziehst du nun von deinem monatlich verfügbaren Budget die fixen Kosten ab, kennst du den Betrag, der dir für andere Ausgaben zur Verfügung steht.
2. Notwendige variable Kosten – der Lebensunterhalt
Neben den Fixkosten existieren auch noch variable Ausgaben für Lebenshaltung. Dazu gehören:
- Lebensmittel
- Hygieneartikel
- Andere Einkäufe aus Supermärkten und Drogerien
Da fast niemand immer die gleichen Dinge einkauft, lassen sich die Ausgaben für variable Kosten nicht so einfach festhalten. Trotzdem kannst du sie zu einer Planungsgröße machen.
Mit einem Haushaltsbuch beobachtest du über einen längeren Zeitraum, in welchem Bereich deine notwendigen variablen Kosten liegen. Dann kannst du zum Beispiel ein Budget für Einkäufe festlegen, nach dem Motto „Mehr als Betrag X gebe ich nicht für meine Einkäufe aus.“.
Der Betrag, der nach Abzug der fixen Kosten sowie des Budgets für Haushaltsausgaben übrigbleibt, steht dir zur freien Verfügung. Damit kannst du dir etwas gönnen oder auch Vermögen aufbauen.
3. Rücklagen einplanen
Warum solltest du Geld zur Seite legen, wenn du es doch wesentlich besser direkt ausgeben würdest? Doch als Student in deinem Haushaltsplan auch Rücklagen oder einen Puffer einzuplanen ist auf jeden Fall klug. Auf diese Weise bist du gut vorbereitet, wenn zum Beispiel eine größere Autoreparatur fällig ist oder Haushaltsgeräte wie Waschmaschine, Trockner, Herd oder Kühlschränke kaputt gehen. Lege dir jeden Monat einen festen Betrag zur Seite.
Tipp
Dein „Notgroschen“ liegt am besten auf einem Unterkonto oder Sparkonto. Damit ersparst du dir selbst die Versuchung, das Geld vielleicht doch spontan auszugeben.
Zusätzlich solltest du einen Betrag für spätere Anschaffungen zur Seite legen. Dieser kann dem Aufbau von Eigenkapital dienen, aber auch schlichtweg für das nächste Smartphone oder eine schöne Reise gedacht sein. Lege auch diesen Betrag monatlich fest und lasse ihn nicht auf dem Konto. Tagesgeldkonten können sich in diesem Fall gut eignen.
Kredite und Ratenkäufe nicht auf die leichte Schulter nehmen
Die Mehrheit der Menschen nimmt im Laufe des Lebens einen Kredit auf. In der Gruppe der 20- bis 24-Jährigen trifft das bereits auf rund 12,9% zu (Quelle: Statista, Stand: 2023). Gerade in dieser jungen Altersgruppe geht es dabei häufig um einen Ratenkauf, der eine Kreditvariante darstellt. Doch auch mit einem sogenannten „echten“ Kredit machen viele im Laufe ihres Lebens Erfahrung.
Es ist sicher verlockend, sich mit einem Ratenkauf oder Kredit Träume zu erfüllen. Diese Methode sollte jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden, zumal es viele unseriöse Anbieter gibt. Mit diesen Tipps kannst du typische Fehler vermeiden:
- Wofür möchtest du einen Kredit aufnehmen und ist das wirklich notwendig? Vielleicht sind die teure Reise oder das neueste Smartphone doch verzichtbar.
- Kredite immer vergleichen, denn das erste Angebot ist selten das beste.
- Zinsen beachten: Ein Kredit kostet dich mehr als seine Höhe. Über die Gesamtkosten entscheiden die Zinsen. Deren Höhe kann in deinem konkreten Fall selbst noch von einem vorher angefragten Angebot abweichen. Denn die individuelle Berechnung erfolgt meist erst nach deiner Kreditanfrage, meist sogar nach Prüfung deiner Finanzen.
- Laufzeit klug wählen: Eine längere Laufzeit ist aufgrund der längeren Verzinsung teuer; bei einer kurzen Laufzeit hast du dagegen höhere Raten. Wähle die Laufzeit so, dass du die monatliche Belastung über die gesamte Zeit hinweg gut stemmen kannst.
- Konditionen: Ein fairer Kredit bietet dir kostenlose Sondertilgungen und mitunter die vorzeitige Rückzahlung kostenlos an. Mindestens einmal im Jahr solltest du immer eine Sonderzahlung entrichten können.
- Sind Ratenpausen möglich? Viele Banken bieten Ratenpausen an. Je nach Laufzeit des Kredits erhältst du die Möglichkeit, mit einer festen Anzahl an Raten auszusetzen und diese an das Ende des Kredits „anzuhängen“. Bei Krankengeldbezug oder bei einer kürzeren Arbeitslosigkeit hast du auf diese Weise weniger finanziellen Druck.
- Unabhängige Beratung rund um das Thema Kredite erhältst du z.B. bei der Verbraucherzentrale.
Vorsorge und Versicherungen für Studenten
Das Angebot an Versicherungen ist vielfältig und Verbraucherschützer weisen immer wieder darauf hin, dass viele Bürger schlichtweg überversichert sind. Folgende freiwillige Versicherungen können jedoch sinnvoll sein:
- Haftpflichtversicherung für Studenten
- Hausratversicherung für Studenten
- Private Vorsorge und Rentenversicherung: Die normale Rentenversicherung wird zu deiner Rentenzeit voraussichtlich nicht mehr ausreichen, um deinen Lebensstandard im Alter zu sichern. Im Regelfall ist es sinnvoll, jetzt schon vorzusorgen. Von den staatlich geförderten Rentenvorsorgepaketen wird oft abgeraten. Alternativen sind zum Beispiel ETF- oder andere Sparpläne.
- Risikolebensversicherung: Eine solche Police kann bei Gründung einer Familie sinnvoll sein, um die Hinterbliebenen finanziell abzusichern. In vielen Fällen werden Risikolebensversicherungen auch bei der Anschaffung eines Eigenheims abgeschlossen. Eine Auszahlung erfolgt erst nach dem Tode des Versicherungsnehmers. Allerdings gibt es dabei auch Ausnahmen, zu denen du dich entsprechend informieren solltest.
- Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die Police sichert dich ab, falls du infolge von Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr deinem Beruf nachgehen kannst.
- Krankenzusatzversicherungen: Können im individuellen Fall sinnvoll sein. Weit verbreitet sind zum Beispiel Zahnzusatzversicherungen.
- Kfz-Versicherung für Studenten
Schon gewusst?
Als überflüssig gilt oft die Unfallversicherung, da diese meist von der BU-Versicherung abgedeckt wird. Diese zahlt nämlich in der Regel auch bei Berufsunfähigkeit infolge eines Unfalls. Somit lohnt sich eine Unfallversicherung meist nur dann, wenn du wegen Vorerkrankungen keine oder nur eine sehr teure BU-Versicherung bekommst.
Geld anlegen als Berufseinsteiger: Mit welchem Ziel?
Spätestens als Absolvent mit dem ersten Job wächst dein finanzieller Spielraum und du wirst dir unweigerlich Gedanken machen, wie du als Berufseinsteiger Geld anlegen kannst. Aufgrund der Niedrigzinsen bringt es nämlich leider nicht mehr viel, dein Geld auf einem Tagesgeldkonto, Sparbuch oder Festgeldkonto zu deponieren. Die dort erwirtschaftete Rendite reicht oft nicht einmal, um die Inflation auszugleichen.
Aus diesem Grund ist unerlässlich, sich mit Alternativen auseinanderzusetzen. Doch was kommt dabei infrage? Dabei kommt es auf deine persönlichen Ziele an:
1. Kontinuierlicher Vermögensaufbau
Du möchtest Vermögen aufbauen, um dieses später flexibel nutzen zu können? Entweder für die Rente, für ein Eigenheim oder für die finanzielle Freiheit? In diesem Fall können ETF-Sparpläne eine Alternative sein. Ein ETF (exchange-traded fund = börsengehandelter Fonds) ist so konstruiert, dass er die Wertentwicklung eines bestimmten Indexes abbildet. Investierst du also in einen DAX-ETF, würdest du eine sehr ähnliche Rendite erwirtschaften wie beim Kauf aller Aktien aus diesem Index.
Indem du auf eine große Bandbreite an Aktien setzt, ergibt sich eine Risikostreuung, die langfristig betrachtet hohe Verluste eher unwahrscheinlich macht. ETFs können als Sparpläne schon ab 25 € pro Monat bespart werden und erfordern kein allzu großes Vorwissen.
Alternativen zu ETF-Sparplänen sind der Kauf von Aktien, Anleihen oder auch anderen Fonds. All diese Alternativen sind etwas komplexer und erfordern entsprechend mehr Vorwissen, das du dir besser in Ruhe aneignest, bevor du in diesem Bereich mit dem Investieren beginnst.
2. Zusatzeinkommen aus Renditen
Eine gut gewählte Geldanlage kann dir auch regelmäßige Mittelzuflüsse bieten, die dir ein nettes Zusatzeinkommen bescheren. Dieses kannst du selbstverständlich erneut anlegen oder dir etwas davon gönnen.
Regelmäßige Auszahlungen erhältst du vor allem in folgenden Bereichen:
- vermietete Immobilien
- Aktien von Unternehmen mit hoher Dividendenausschüttung
- ETFs mit einem Index aus Unternehmen mit hoher Dividendenausschüttung
Schon gewusst?
Zum Aufbau eines Notgroschens lohnt sich nach wie vor das Tagesgeldkonto. Hierbei ist es nämlich vor allem wichtig, dass die finanzielle Reserve schnell erreichbar bleibt. Aktien und auch Fonds ließen sich zwar theoretisch jederzeit verkaufen, jedoch ist dies je nach Kursverlauf nicht immer sinnvoll.
Zusammenfassung
- Vermeide typische Fehler, indem du ausreichend Geld „zur Seite“ legst, langfristig planst und nicht auf unseriöse Finanzprodukte reinfällst.
- Ein Haushaltsbuch hilft dir, einen Überblick über deine Ausgaben zu gewinnen und schon als Student Finanzen im Griff zu behalten.
- Vorsicht bei Krediten und Ratenkäufen: Nur bei seriösen Anbietern und nur für Ausgaben, die wirklich nötig sind.
- Versicherungen sind sinnvoll – bis zu einem gewissen Maße. Verbraucherschützer weisen darauf hin, dass viele Menschen „überversichert“ sind. Informiere dich genau, was für dich passt.
- Private Altersvorsorge ist notwendig, um deinen Lebensstandard im Alter beizubehalten. Es schadet nicht, sich frühzeitig zu informieren und tätig zu werden.
- Spätestens mit dem ersten eigenen Einkommen ist für dich als Berufseinsteiger Geld anlegen ein Thema. Die Möglichkeiten sind vielseitig und hängen von deinen persönlichen Wünschen ab.
- Unabhängige Beratung z.B. bei der Verbraucherzentrale hilft dir bei der Planung mit deinen Finanzen weiter.
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Überarbeitet am: 16.11.2023