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Aktualisiert: 03.06.2025

Schulden nach dem Studium

Lernmaterialien, Fahrtkosten, Miete und mehr: Ein Studium ist teuer und nicht jede:r Student:in kann auf finanzielle Unterstützung von der Familie zählen. Mit einem lukrativen Studentenjob kann in der Regel ein Teil der monatlichen Kosten gedeckt werden. Gerade bei hohen Studiengebühren oder hohen Lebenshaltungskosten in Großstädten ist das allein oftmals nicht ausreichend. Wenn auch Möglichkeiten wie Wohngeld für Studenten ausgeschöpft sind, kann es sein, dass Studierende in die Lage kommen, Rechnungen nicht bezahlen zu können oder sich Geld leihen zu müssen. In diesem Beitrag erläutern wir, was du bei Schulden nach dem Studium tun kannst.

Sind Schulden nach dem Studium normal?

In Deutschland sind junge Menschen durchschnittlich häufiger verschuldet als der Rest der Gesellschaft – betroffen sind auch viele Studierende. Unter den Hochschulabsolvent:innen in Deutschland liegt die Verschuldung im Schnitt bei 8.510 €. Wer Schulden nach dem Studium hat, steht damit also nicht alleine da. Das ist für Betroffene zwar nur ein schwacher Trost, bedeutet aber, dass die Problematik bekannt ist und es zahlreiche Anlaufstellen und Wege gibt, um sich Hilfe zu holen.

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Studienkredit & Co: Häufigste Ursachen

Die Ursachen für Schulden nach dem Studium sind meistens ganz alltäglicher Natur. Mit anderen Worten: Es kann jede:n treffen und es bedarf nicht etwa Pech oder grober Fehler. Zu den häufigsten Ursachen zählen: Junger Tourist mit Rucksack an felsiger Küste

  • Mietkosten und generelle Lebenshaltungskosten während des Studiums
  • BAföG, das zurückgezahlt werden muss
  • Studienkredit, der mit hohen Zinsen verbunden sein kann
  • kostspieliges Auslandsstudium finanzieren müssen
  • Dispokredit ausgeschöpft

Wenn es zum Beispiel keinen Anspruch auf Bafög für Studenten gibt, erwägen einige Student:innen die Aufnahme eine Studienkredits. Student:innen sind bei vielen Banken gern gesehene Kunden. Die Banken gehen davon aus, dass Student:innen nach dem Studium schnell einen gut bezahlten Job bekommen und den Kredit zurückzahlen können. Es gibt verschiedene Anbieter von Studienkrediten, bei denen sich die Konditionen stark unterscheiden.

In der Regel erfolgt die Rückzahlung von Studienkrediten erst, wenn das Studium abgeschlossen ist. Im Kreditvertrag sind die Rückzahlungsmodalitäten vertraglich festgehalten. Nicht nur Privatbanken, sondern auch die KfW und einige Universitäten bieten Studienkredite an. Aber: Nicht immer ist gewährleistet, dass Student:innen das Studium abschließen, schnell eine gut bezahlte Arbeit bekommen und den Kredit zurückzahlen können. Bei einem Studienkredit besteht daher die Gefahr, in die Schuldenfalle zu geraten.

Tipp:
Bevor du einen Studienkredit beantragst, ist es sinnvoll, die Konditionen bei den verschiedenen Anbietern genau zu vergleichen. Da auch kleine Unterschiede einen großen Effekt auf deine finanzielle Zukunft haben können, ist es wichtig, die entstehenden Gesamtkosten des Kredits im Vorfeld zu verstehen. 

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Schulden nach dem Studium loswerden

Um deine Schulden nach dem Studium loszuwerden, kann es helfen, eine Aufstellung aller Verbindlichkeiten anzufertigen. Neben den Schulden, die während des Studiums angefallen sind, gehören auch laufende Verbindlichkeiten wie Miete, Stromkosten, Internet und Versicherungen dazu. Deinen Verbindlichkeiten stellst du deine Einnahmen gegenüber. So hast du eine gute Grundlage für deine Finanzplanung.

Du kannst mit verschiedenen Gläubigern – das sind die natürlichen oder juristischen Personen, denen du Geld schuldest – einen Zahlungsaufschub über einige Wochen oder auch Monate vereinbaren. Es ist mitunter auch möglich, für offene Beträge über eine Ratenzahlung zu verhandeln. Größere Einmalzahlungen kannst du leisten, indem du deine Eltern um Hilfe bittest. Allerdings stehst du dann auch bei den Eltern in der Schuld. Es ist jedoch meistens einfacher, die Schulden an die Familie als an eine Bank zurückzuzahlen. Die Familie ermöglicht dir meistens eine flexible Rückzahlung.

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Hilfe bei der Schuldnerberatung

Hast du nicht die Möglichkeit, deine Eltern um Hilfe zu bitten oder eine Ratenzahlung zu erzielen, hilft dir die Schuldnerberatung. Es gibt staatliche Schuldnerberatungen, zu denen die Schuldner- und Insolvenzberatung der Länder und Kommunen zählt, aber auch Schuldnerberatungen von gemeinnützigen Trägern und Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas und private Schuldenberater. Hand mit Taschenrechner

Häufig arbeiten Schuldenberatungen kostenfrei oder bieten zumindest eine kostenfreie Erstberatung an. Der Gang zur Schuldenberatung bedeutet noch nicht, dass du Privatinsolvenz anmelden musst.

Gut vorbereitet bist du mit einer Aufstellung über alle deine Schulden, aktuelle Verbindlichkeiten und Einnahmen. Die entsprechenden Verträge kannst du bei der Schuldnerberatung vorlegen.

Gemeinsam mit dir stellt der Schuldenberater einen Plan auf, wie du wieder schuldenfrei werden kannst. Außerdem hilft er dir zum Beispiel dabei, mit deinen Gläubigern zu verhandeln. Das Ziel ist hierbei ein außergerichtlicher Vergleich. Dabei handelt es sich um einen Vorschlag an die Gläubiger, wie du deine Schulden begleichen kannst. Die Chancen, ein Gerichtsverfahren vermeiden zu können, stehen oftmals gut: Es ist häufig im Interesse aller Beteiligten, sich die Zeit und Kosten hierfür zu sparen. Wenn alle Gläubiger diesem Vorschlag zustimmen, wird der Vergleich schriftlich festgehalten. Du bist schuldenfrei, nachdem du deine Verbindlichkeiten beglichen hast.

Tipp:
Der Schuldenberater hilft dir auch bei Sofortmaßnahmen. Er kann Widerspruch gegen Mahnbescheide einlegen oder helfen, ein Girokonto in ein Pfändungskonto (P-Konto) umzuwandeln.

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Als Student Privatinsolvenz anmelden

Privatinsolvenz kannst du auch als Student während des laufenden Studiums anmelden. Dieser Schritt bedeutet, dass du die Kontrolle über dein Vermögen und ein eventuelles Einkommen an eine:n Treuhänder:in abgibst. Diese:r tilgt damit bestmöglich deine Schulden, während dir ein unpfändbarer Grundbetrag bleibt. Eine Restschuldbefreiung ist nach drei Jahren möglich. 

Bei einer Privatinsolvenz spielt es keine Rolle, wie hoch deine Schulden sind und wie viele Gläubiger du hast. Der Schuldenberater kann dich beraten, ob es in deinem Fall sinnvoll ist, eine Privatinsolvenz zu beantragen. Er hilft dir bei der Vorbereitung der Privatinsolvenz. Du musst für diesen Schritt dein Studium nicht abbrechen. Es ist nur wichtig, dass es sich um ein Erststudium handelt, welches du im zeitlich üblichen Rahmen absolvierst. Es ist jedoch nicht möglich, erst nach dem Beginn einer Privatinsolvenz ein Studium aufzunehmen.

Hinweis:
Der Eintrag einer Privatinsolvenz in der Schuldnerkartei Schufa bleibt derzeit noch sechs Monate lang bestehen. Beachte, dass es in dieser Zeit schwierig sein kann, zum Beispiel einen neuen Mietvertrag abzuschließen.

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Zusammenfassung

  • die durchschnittliche Verschuldung von Hochschulabsolventen liegt in Deutschland bei 8.510 €
  • um deine Schulden loszuwerden, kannst du deine Eltern um Hilfe bitten
  • es ist sinnvoll, mit den Gläubigern über eine Ratenzahlung zu verhandeln
  • die Schuldenberatung ist eine wichtige Anlaufstelle
  • mit einem außergerichtlichen Vergleich bist du schuldenfrei, wenn du die Schulden beglichen hast
  • auch als Student:in kannst du Privatinsolvenz anmelden


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